Mitgliederversammlung

Hochwasserschutz ohne Grenzen

„Wir müssen Hochwasserschutz gemeinsam denken und leben!“, betonte Artur Bowkun, Referat Hochwasserschutz im Ministerium Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNV), im Rahmen seines Vortrages über die deutsch-niederländische Zusammenarbeit. Nur länderübergreifender Hochwasserschutz sei zielführend. Seit 1997 setzen sich die Niederlande und Deutschland in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe für einen besseren Schutz ein.  Beide Länder haben am Niederrhein gemeinsame grenzüberschreitende Deichringe. Bezüglich des Überflutungsrisikos sind die Länder damit abhängig voneinander. Die Nachbarn haben eine gemeinsame Erklärung für die Zusammenarbeit im nachhaltigen Hochwasserschutz am Hauptstrom des Rheins im deutsch-niederländischen Grenzgebiet unterzeichnet, die alle fünf bis sechs Jahre fortgeschrieben wird. Mehrmals im Jahr tauschen sich Bezirksregierungen, Ministerien, Deichverbände und weitere Akteure zu bestimmten Themen wie bspw. dem Krisenmanagement im Maas-Gebiet aus. Bowkun hob die Wichtigkeit gemeinsamer Hochwasserübungen hervor – die nächste ist für 2024 geplant.

Kees Jan Leuvenink, Waterschap Rijn en IJssel, betonte die gute Zusammenarbeit mit Deutschland. Gemeinsam realisiere man viele Projekte, etwa die Unterhaltung und Inspektion von Anlagen, und arbeite an Lösungen für Probleme wie der Gefährdung der Deiche durch die Ausbreitung des Bibers. Leuvenik stellte eine neue Animation für ein Deichbruch-Szenario bei Bislich vor. Dieses werde in der gemeinsamen Arbeitsgruppe analysiert.

In Vertretung für Dr. Fabian Gier, Leiter des Referats Hochwasserschutz im MUNV, informierte Bowkun auch über den Umsetzungsstand des 10-Punkte-Arbeitsplans „Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels“ in Nordrhein-Westfalen, der nach der Hochwasserkatastrophe 2021 ins Leben gerufen wurde. Zur schnellen Umsetzung habe das Land rund 100 zusätzliche Stellen geschaffen. Eine 30-köpfige Experten-Kommission begleite die Arbeitsfortschritte. Bowkun berichtete u. a. von einem verwaltungsinternen Testbetrieb der Vorhersage an 23 Hochwassermeldepegel an 14 Gewässern. Ziel sei die Einführung von Hochwasservorhersagesystemen für so viele Gewässer wie möglich. Seit Ende Oktober können sich Kommunen in NRW im Rahmen des Projektes „Zukunftsgewässer“ von der Kommunal Agentur NRW u. a. online zu Fragen rund um die Hochwasservorsorge beraten lassen. Um den Hochwasserschutz vor Ort zu verbessern, verfolge das Land das Ziel „Hochwasserschutzkonzepte von der Quelle bis zur Mündung“. Verstärkt gefördert werden überregionale Schutzkonzepte.

Ein Blick auf das kommende Jahr verrät einen Wechsel in der Geschäftsführung der HWNG: Dr. Karl-Heinz Frieden, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz (GStB), gibt das Amt zum 01. April 2024 an Moritz Petry, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Südeifel, weiter, der damit laut Satzung auch die Geschäftsführung der HWNG übernehmen wird. Frieden verwies auf die Wichtigkeit der Öffentlichkeitsarbeit als Maßnahme gegen Hochwasserdemenz und appellierte, die Erinnerung an die Hochwasser der Vergangenheit hochzuhalten. Bei dem geringen Mitgliedsbeitrag müsste eigentlich jede Kommune am Rhein Mitglied in der HWNG sein, um die gemeinsamen Ziele voranzubringen.

Die nächste Mitgliederversammlung der Hochwassernotgemeinschaft Rhein findet am 21.11.2024 in Braubach statt.


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