Gegen die Hochwasserdemenz: Erinnern an das Doppelhochwasser am Rhein vor 40 Jahren

Im Frühjahr 1983 mussten viele Anwohner am Rhein gleich zweimal kurz hintereinander erleben, was es heißt, wenn der Hochwasserschutz nicht ausreicht: Ergiebige Regenfälle hatten den Rhein Mitte April 1983 stark anschwellen lassen. Vielerorts wurden Rheinpromenaden und Straßen geflutet, Keller und Garagen liefen voll. In Köln erreichte Deutschlands größter Strom einen Pegel von 9,81 Meter und setzte die Altstadt unter Wasser. Es entstanden Schäden in Millionenhöhe. Rund einen Monat später – die Spuren des ersten Hochwassers waren noch nicht vollständig beseitigt – trat der Rhein erneut über die Ufer. Regen in den Mittelgebirgen und Frühlingstauwasser aus den Alpen sorgten dafür, dass der Rhein im Mai 1983 an vielen Stellen noch höher anstieg als im Monat zuvor – in Köln bspw. auf 9,96 Meter. 

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man dem Hochwasserschutz am Rhein wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das Doppelhochwasser 1983 führte zu einem Umdenken. An vielen Stellen am Rhein wurden neue Schutzmaßnahmen ergriffen. Doch 40 Jahre nach dem Doppelhochwasser droht die Daueraufgabe Hochwasserschutz am Rhein wieder in Vergessenheit zu geraten. Trotz des besseren Schutzes bleibt die Gefahr eines Extremhochwassers bestehen, bei dem bestehende Hochwassermaßnahmen versagen können. Der fortschreitende Klimawandel erhöht den Handlungsdruck. 

Um die Anlieger am Rhein bestmöglich vor einer Flut zu schützen, bedarf es daher einer umfassenden Vorsorgestrategie. Frühwarnung und Katastrophenschutz müssen optimiert werden. Außerdem müssen Politik und Verantwortliche unverzüglich die Maßnahmen zum Klimaschutz umsetzen. Noch weit mehr als bisher muss in die Hochwasser- und Starkregenvorsorge investiert werden. Dazu gehört, Flüssen und Bächen mehr Raum zu geben, zu entsiegeln, den Flächenverbrauch drastisch einzuschränken und möglichst nicht mehr in Überschwemmungsgebieten zu bauen. Allerdings: Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Daher müssen sich auch Privatpersonen vorbereiten, damit sie ein Hochwasser nicht unvorbereitet trifft wie viele Menschen 1983.