Vor einem Jahr hat sich das Leben unzähliger Bürger*innen in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen für immer verändert. Die Wassermassen, die am 14. und 15. Juli große Teile des Ahrtals, der Eifel und des südlichen Nordrhein-Westfalen unvorbereitet trafen, kosteten 184 Menschen das Leben und sorgten für enorme Zerstörung. Die schrecklichen Bilder mögen in den Medien nicht mehr so präsent sein wie vor einem Jahr. Die Gefahr, die von extremen Hochwassern und Sturzfluten ausgeht, ist allerdings nach wie vor real und nimmt angesichts des Klimawandels sogar zu.
„Ohne eine umfassende Hochwasservorsorge geht es nicht!“, betont Dr. Karl-Heinz Frieden, Geschäftsführer der Hochwassernotgemeinschaft Rhein e. V. (HWNG) und geschäftsführender Vorstand des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz (GStB). Die Hochwasserkatastrophe 2021 habe die Defizite schmerzlich deutlich gemacht. Vieles müsse auf den Prüfstand gestellt werden. Der vorschreitende Klimawandel erhöht den Handlungsdruck, denn er begünstigt Extremwetterereignisse, die in der Folge zu Überflutungen führen können. Die HWNG sieht die Flutkatastrophe 2021 als weiteren Warnschuss. „Jetzt muss schnell aufgeholt werden, was in der Vergangenheit versäumt wurde, damit das nächste Hochwasser keine Existenzen oder gar Leben kostet“, so Dr. Frieden.
Eine Katastrophe wie an der Ahr haben die Menschen am Rhein glücklicherweise noch nicht erlebt – extreme Hochwasser sind aber auch hier jederzeit möglich. Die HWNG fordert deshalb, Frühwarnung und Katastrophenschutz zu optimieren. Außerdem müssen Politik und Verantwortliche unverzüglich und kompromisslos die Maßnahmen zum Klimaschutz umsetzen. Noch weit mehr als bisher muss in die Hochwasser- und Starkregenvorsorge investiert werden. Dazu gehört, Flüssen und Bächen mehr Raum zu geben, zu entsiegeln, den Flächenverbrauch drastisch einzuschränken und möglichst nicht mehr in Überschwemmungsgebieten zu bauen.
Trotz aller Anstrengungen kann und wird es zu Schäden kommen. Daher muss das Hochwasserbewusstsein aller gestärkt und zur Eigenvorsorge motiviert werden. Kommunen, aber auch Privatpersonen, die in überschwemmungsgefährdeten Gebieten wohnen, müssen deshalb bauliche, finanzielle und Verhaltensvorsorge treffen. In der Mehrzahl der Fälle ist eine Elementarversicherung möglich und bezahlbar. Die HWNG setzt sich seit Jahren für die Einführung einer Pflichtversicherung bei Elementarschäden für alle ein, denn als Steuerzahler werden alle bei der Einrichtung von Hilfsfonds in die Pflicht genommen.