Hochwassernotgemeinschaft Rhein steckt anlässlich ihres 10-jährigen Bestehens Ziele für die Zukunft fest

Außer der Ministerin würdigten am 17. November 2006 hohe Vertreter der nordrhein-westfälischen und der hessischen Landesregierung sowie der Niederlande in ihren Festansprachen vor mehr als 100 Mitgliedern und geladenen Gästen im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung in Braubach die Arbeit der Hochwassernotgemeinschaft Rhein.

Dr. Alexander Schink, Umweltministerium Nordrhein-Westfalen, lobte in seiner Ansprache, dass die HWNG mit ihrem solidarischen Einsatz für eine Verbesserung des Hochwasserschutzes das rheinische Motto „Et kütt wie et kütt!“ durchbrochen habe. Voraussetzung für einen guten Hochwasserschutz sei der Flächenschutz im Einzugsgebiet, denn zwischen Flächenversiegelung und Hochwasserschutz bestünde eine enge Verknüpfung, so Dr. Alexander Schink. Dies sei daher einer der Schwerpunkte des nordrhein-westfälischen Hochwasserschutzkonzepts.

Der Vertreter des hessischen Umweltministeriums, Matthias Löw, verwies in seine Rede auf die nicht immer konfliktfreien Gespräche mit der HWNG. Das Land Hessen setze in seinem Hochwasserschutzkonzept besonders auf den Rückhalt im Einzugsgebiet. Er hob hervor, dass die Solidarität sowohl in Richtung Ober- wie auch Unterlieger gehen müsse. Dies bedeute auch, keine weiteren Schadenspotenziale in Überschwemmungsgebieten zu schaffen. Er betonte weiterhin die wichtige Rolle der HWNG, Betroffene an das Bewusstsein für Hochwassergefahren heranzuführen.

Der in Vertretung des Kommissars der Königin der Niederlande anwesende Deputierte der Provinz Gelderland, Harry Keereweer, legte zunächst das niederländische Hochwasserschutzkonzept dar und betonte anschließend die Wichtigkeit der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit. Die Niederlande seien insbesondere auf die Maßnahmen (Rückhaltungen) am Niederrhein angewiesen.

Stellvertretend für die ehemaligen Vorsitzenden der HWNG, sprach Erich Naujack, ehemaliger OB der Stadt Bingen und Vorsitzender bei der Gründung der HWNG Rhein am 16.11.1996, zu den Gästen. Er erinnerte an die Extremhochwasserereignisse von 1988, 1993 und 1995 am Rhein, die im Gedanken, dass man nur gemeinsam etwas erreichen kann, letztendlich zum Zusammenschluss von mehr als 60 vom Hochwasser betroffenen Gemeinden, Städte und Bürgerinitiativen aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen führten.

In seinem Bericht legte der Geschäftsführer der HWNG, Reimer Steenbock, Verbandsdirektor des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz, den Werdegang, die Tätigkeiten sowie die Erfolge über die 10 Jahre seit Bestehen der HWNG dar und hob dabei besonders die intensive Zusammenarbeit mit der IKSR hervor.

Mit dem vom Vorsitzenden, dem Andernacher OB Achim Hütten, anlässlich des 10-jährigen Bestehens der HWNG vorgestellten Forderungskatalog, der zuvor vom turnusgemäß neu gewählten Vorstand beschlossen worden war, stellte die HWNG ihre Ziele für die Zukunft vor. Dabei bilden die Forderung nach Anpassung von Hochwasserschutzmaßnahmen an den Klimawandel und die grenzübergreifende Zusammenarbeit im ganzen Flussgebiet Schwerpunkte.

Wie wichtig die Anpassung an den Klimawandel ist, machte Dr. Anne Schulte-Wülwer-Leidig, bei der Darstellung der Umsetzung des Aktionsplans Hochwasser der IKSR bis 2005 deutlich. Nach jetzigen Erkenntnissen können einige der für 2020 gesteckten Ziele des Aktions-plans nicht erreicht werden, wenn nicht zusätzliche Möglichkeiten beispielsweise zur Retention genutzt würden, so Dr. Anne Schulte-Wülwer-Leidig.

Prof. Dr. Wolf Dombrowsky von der Katastrophenforschungsstelle Kiel stellte die heute praktizierte Hochwasservorsorge in Frage, indem er verschiedene Aspekte unter dem Titel „Hochwasserrisiko in der Gesetzgebung“ kritisch beleuchtete. So könne durch die absehbare Änderung des Klimas (Sommertrockenheit, Starkregen) in den nächsten Jahren ein neues Umverteilungsmodell für öffentliche Gelder entstehen.

Den Veranstaltungsrahmen bildete eine Ausstellung von Kommunen, Behörden, Verwaltungen und Bürgerinitiativen über ihre Projekte zum Hochwasserschutz.

Von der Marksburg herab hinunter ins Rheintal hing als weithin sichtbares Zeichen die längste Pegellatte der Welt. Damit sollte demonstriert werden, dass auch nach 10 Jahren erfolgreicher Arbeit der HWNG Rhein die Hochwassergefahr keineswegs gebannt ist.