Mehr Power bei der Umsetzung der Rückhalteräume – HWNG Rhein fordert deutliche Benennung der Defizite und klare Ziele

Die erheblichen Defizite und deren Lösungsmöglichkeiten müssten klar benannt werden, um mehr öffentlichen Druck zu erzeugen. Das Ziel des Aktionsplans Hochwasser „Senkung des Rheinwasserstandes um 70 cm mittels Schaffung von Rückhalteräumen bis 2020“ sei, mit einer Senkung um meist nur 10 bis 20 cm, größtenteils nicht erreicht worden. Beim bisherigen Tempo der Umsetzung von Rückhalteräumen könne erst 2060 (!) damit gerechnet werden. Bedingt durch die Klimawandelfolgen sei aber auch dieses noch fraglich! „Um einen größeren Impuls zugegeben, müssen die Ziele und Maßnahmen im Programm „Rhein 2040“, das u. a. dem Aktionsplan Hochwasser ab 2020 folgen wird, ambitioniert und konkret formuliert werden“, so Reinhard Vogt. Es sei unumgänglich, wie schon in der Rheinministerkonferenz 2013 beschlossen, weitere Retentionsräume zu planen. Die HWNG habe die Bundesländer aufgefordert, nach konkreten Möglichkeiten für neue Rückhalteräume zu suchen und diese im Rahmen der Hochwasserrisikomanagementplanung umzusetzen. „Es ist 5 nach 12 hinsichtlich der notwendigen Schaffung naturnaher, effektiver Rückhalteräume,“ mahnte Reinhard Vogt. „Bei einem Extremhochwasser können zu erwartende Milliardenschäden am Rhein derzeit kaum vermindert werden!“

Zur Umsetzung der Maßnahmen schlägt die HWNG neue Wege des Oberlieger-Unterlieger-Ausgleichs, wie die finanzielle Beteiligung der Nutznießer von überregionalen Rückhalteräumen, vor. Zudem müsse die Risikokommunikation auf allen Ebenen deutlich mit finanzieller und personeller Unterstützung verbessert werden, um den wachsenden Widerständen zu begegnen.

Hochwasser in St. Goar

Vor allem im Hinblick auf mögliche Extremereignisse seien technische Maßnahmen jedoch auch begrenzt. Schnelle und effektive Schadensminderungspotentiale sehe die HWNG in der Weiterentwicklung der öffentlichen und privaten Vorsorge. Dazu gehörten geförderte Hochwasseraudits und örtliche Hochwasservorsorgekonzepte, einheitlich im gesamten Rheineinzugsgebiet, sowie Steuererleichterungen oder direkte Beihilfen zur Eigenvorsorge. Insbesondere der Zugang zur Elementarversicherung müsse für die Betroffenen, die kaum auf staatlichen Schadensersatz hoffen können, erleichtert werden.

Eine wichtige Grundlage der Vorsorge sei die Präsentation der Gefahren- und Risikokarten vor Ort und die intensive Risikokommunikation, auch von Extremereignissen. Bislang würden die Schadenspotentiale weiter steigen, weil immer noch zu viel in Flussnähe gebaut werde.

Angesichts des Klimawandels müsse auch die Frage der Resilienz verstärkt diskutiert werden, erläuterte Reinhard Vogt. Schäden ließen sich, insbesondere bei einem Extremhochwasser, nur begrenzt vermeiden. Wichtig sei es Strategien zu entwickeln, wie man „Kritische Infrastrukturen (KRITIS)“, z. B. die Strom- und Wasserversorgung, wieder schnell aktivieren kann.

„Alle Akteure im Hochwasserschutz – wir sitzen alle in einem Boot – müssen gemeinsam und sehr schnell die genannten, dringend notwendigen Maßnahmen umsetzen, damit die Rheinanlieger beim nächsten großen oder auch extremen Hochwasser am Rhein besser geschützt und mögliche Schäden durch Vorsorge minimiert werden!“, so das Resümee der HWNG.

Wann, wo genau und wie hoch es kommen wird, kann niemand sagen, aber: Das nächste Hochwasser kommt bestimmt und die Wahrscheinlichkeit hierfür wird immer größer!